Zerstörung
Das Ausmaß der Schäden lässt sich schwer begreifen. Von der Innenstadt verblieb nur ein riesiger Trümmerhaufen mit wenigen ausgebrannten Gebäuderesten. Die Fachwerkhäuser der Altstadt brannten fast alle bis auf die Grundmauern nieder. Dies schloss die bedeutenden historischen Bauwerke wie Stadtschloss, Altstädter Rathaus, Johanneskirche und Marienkirche ein.
„Von Kesselstadt sind das Lamboyviertel und die Häuser der Freigerichtstraße zu sehen. Nichts hält den Blick auf. Flach liegt zwischen diesen Stadtteilen, was einmal die Hanauer Innenstadt war.“
Lothar Braun
damals 17 Jahre

Schäden an der Hanauer Bausubstanz, Aufstellung 1945
In der Innenstadt waren nahezu alle öffentlichen Gebäude und Wohnungen zerstört. Starke Schäden erlitten ebenso die Industrieunternehmen und deren Anlieger im Lamboy und im Freigericht, während die Stadtteile Kesselstadt und Nord geringer betroffen waren.
Die einst stattlichen Bürgerhäuser, das Neustädter Rathaus, die Wallonisch-Niederländische Doppelkirche und die Bauten am Freiheitsplatz – Stadttheater, Zeughaus, die alte Hohe Landesschule und die ehemalige Infanteriekaserne – ereilte dasselbe Schicksal. Hanaus Innenstadt bestand nach dem 19. März aus hunderten abgedeckten Gebäuden, von denen nur noch die Außenmauern standen.
Die Schadensziffern nahmen konzentrisch vom Stadtkern ab, sodass die Bürgerhäuser und Villen des 18. und 19. Jahrhunderts sowie die Kasernen- und Industrieanlagen in den Randbezirken zwar beschädigt, aber instandsetzungsfähig waren. Das Ausmaß der Totalschäden am Wohnungsbestand betrug über 60 Prozent. Von 117 öffentlichen Gebäuden blieben lediglich sechs Gebäude im Ortsteil Kesselstadt (darunter Schloss Philippsruhe und Friedenskirche), das städtische Hafenamt und die Kuranlagen Wilhelmsbad ohne Schäden.
Die Ausgangslage beim baulichen Wiederaufbau Hanaus unterschied sich mit einem großen Mangel an Wohnraum, blockierten Verkehrswegen, beschädigten Industriebetrieben und zerstörten öffentlichen Gebäuden nicht von anderen deutschen Städten. Allerdings war das Ausmaß der Zerstörungen mit 70 Prozent weitaus höher als andernorts. Hanau zählte prozentual zu den am schwersten betroffenen Städten in Deutschland.
Aus den Trümmern des zerstörten Hanau flohen die Ausgebombten in den Morgenstunden des 19. März in Richtung Kesselstadt, wo Helferinnen und Helfer der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, des Roten Kreuzes und des Luftschutzbundes Verletzte versorgten, Kaffee, Brote, Decken und Mäntel verteilten.
Die Hälfte der Hanauer Bevölkerung war obdachlos und mittellos: Die rund 20.000 Ausgebombten versuchten persönliche Gegenstände zu retten, hausten in den Trümmern, wohnten bei Bekannten und Verwandten oder wurden in den umliegenden Gemeinden untergebracht. Viele hatten aus der Feuersbrunst nur das „nackte Leben“ gerettet.











