Bombenkrieg

Als der britische Autor H. G. Wells 1908 seinen Roman „The War in the Air“ veröffentlichte, waren der Luftkrieg und die Bombardements ganzer Städte noch Science-Fiction. Doch schon im Ersten Weltkrieg (1914–1918) kam der Krieg in und aus der Luft als dritte Dimension neben Land und Wasser hinzu.

„Es wurde beschlossen, dass sich Ihre Operationen in der Hauptsache gegen die Moral der feindlichen Zivilbevölkerung richten sollen, insbesondere die Industriearbeiterschaft.“

1942

Anweisung des britischen Luftfahrtministeriums zum Flächenbombardement deutscher Städte

Im Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurden Luftangriffe zum festen Bestandteil der Kriegsführung. Die deutsche Luftwaffe führte 1939 bis 1941 Bombardements an allen Fronten durch – u.a. gegen Warschau, Rotterdam, Belgrad sowie besonders auf britische Städte wie Coventry, Liverpool, Birmingham und London. Tausende starben in den Trümmern und Feuerstürmen. Mit dem Kriegseintritt der USA verloren die deutschen Militärs die Lufthoheit in Europa. Der japanische Angriff auf Pearl Harbor 1941 entfachte den Pazifikkrieg, der im Abwurf von zwei US-amerikanischen Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki mit rund 250.000 Toten gipfelte.

Ab 1942 griff die britische Royal Air Force (RAF) im Verbund mit der United States Army Air Force (USAAF) deutsche Städte an. Neben der gezielten Zerstörung von Industrieanlagen und Verkehrswegen, setzten sie dabei besonders auf Flächenbombardements. Die Bombardierung von Wohngebieten sollte die Kriegsunterstützung der Bevölkerung mindern. Hierfür wandten die Alliierten eine zweistufige Taktik an: Durch den Abwurf von Sprengbomben wurden zunächst die Ziegel von den Dächern gesprengt. In einer zweiten Welle folgte der Abwurf von Stabbrandbomben, die in die Häuser fielen und sich entzündeten. Die sich entfachenden Feuer waren mit Wasser nicht zu löschen, sondern mussten erstickt oder mit Sand bedeckt werden. Rettungsmaßnahmen kamen oft zu spät. Die Häuser brannten bis auf die Grundmauern nieder.

Nahezu alle deutschen Städte erlitten schwere Schäden. In Köln, Dortmund, Würzburg und Kassel waren mehr als zwei Drittel der Gebäude zerstört. Mittelstädte wie Hanau, Gießen, Düren oder Paderborn vermeldeten noch höhere Schadensziffern. Tausende starben durch die Bomben oder die Feuerstürme: schätzungsweise 34.000 Menschen in Hamburg 1943, jeweils mehr als 10.000 in Kassel 1943 und Darmstadt 1944. Seit 1944 flogen die alliierten Luftstreitkräfte verstärkte Flächenangriffe, meist an zwei oder drei aufeinanderfolgenden Tagen. Durch die möglichst gleichmäßige Verteilung der Bomben über dem Stadtgebiet wurde ein neues, vernichtendes Maß an Präzision bei der Zerstörung erreicht. Hanau sollte es am 19. März zum Verhängnis werden.

Luftschutzkeller 1944

In Luftschutzgräben oder Kellern hofften die Hanauerinnen und Hanauer die Luftangriffe möglichst unbeschadet zu überstehen. Häufig stürzten die Räume ein und begruben die Insassen unter den Trümmern. Viele kamen durch Rauch und Sauerstoffmangel um. 

Das brennende Hanau am 19. März 1945 aus der Vogelperspektive

Bis weit ins Umland waren die Rauchwolken und das Schicksal der Grimm-Stadt zu sehen.

Pioneer Kaserne

14.02.1945

Stadtzentrum

21.03.1945

Ehrensäule

22.03.1945